Wie komme ich stimmlich gut durch Feierlichkeiten?

Ein Stimmtraining sorgt nicht nur dafür, dass man leichter, belastbarer und ausdrucksstärker arbeiten kann, auch im privaten Bereich trägt es Früchte. So berichten Kund*innen, dass das allabendliche Vorlesen mehr Freude bereitet oder eine Chorprobe nicht mehr zu Heiserkeit führt.

Wer in seinem Beruf auf die Stimme angewiesen ist, sorgt auch in der Freizeit für seine Stimme. Das folgende Hintergrundwissen soll Sie unterstützen, stimmlich besser durch Feiertage zu kommen.

viel sprechen

Sei es auf Familienfeiern oder Klassentreffen – der Redebedarf ist hoch. Man sieht sich so selten, dass man sich intensiv austauscht. Und da man auf größeren Feiern immer wieder neu in Kontakt ist, hat man am Ende des Tages mehr als sonst gesprochen und ist vielleicht heiser.

Eine belegte Stimme oder ein Kratzen im Hals bauen sich oft allmählich auf. Versuchen Sie, regelmäßig auf kleine Anzeichen von Angestrengtheit zu achten, z.B. immer dann, wenn Sie zur Toilette gehen oder bevor Sie auf eine neue Person zugehen. Kleine Sofortmaßnahmen könnten sein: Kurz an die frische Luft zu gehen, ein Glas Wasser zu trinken oder ein Bonbon zu lutschen.

Sprechen mit Geräuschkulisse

Ein Treffen im Restaurant, Familienfeiern an langen Tafeln, oder Gespräche mit dem Freundeskreis auf der Sitzlandschaft – andere Gespräche, Lachen, Hintergrundmusik und Geschirrklappern sind akustische Begleiter.

Sprechen mit einer solchen Geräuschkulisse führt oft unfreiwillig zum Pressen der Stimme, um gut hörbar zu sein. Diese Technik führt zu Heiserkeit.

Versuchen Sie, unnötige Geräuschquellen auszuschalten, z.B. die Musik auszumachen, wenn alle Gespräche in vollem Gang sind. Suchen Sie sich selber einen Platz, an dem die Akustik angenehm und die Distanz zum Gesprächspartner gering ist. Beachten Sie, dass Gespräche über Kreuz besonders herausfordernd sind.

Alkohol und lange Abende

Keine Sorge – Sie müssen nicht asketisch leben, um Ihre Stimme gesund zu erhalten. Allein zu wissen, dass hochprozentige Spirituosen und Rotwein einen negativen Einfluss auf die Stimme haben, kann schon helfen. Auch Müdigkeit prägt die Sprechtechnik. Solange sich die Stimme am nächsten Tag vollständig regeneriert, brauchen Sie sich als Berufssprecher keine Sorgen machen. Wenn Sie allerdings merken, dass Sie stimmliche Nachwirkungen auch noch Tage später merken, können Sie ausprobieren, ob ein verändertes Trink- und Schlafverhalten Sie beim nächsten Mal entlastet.

Singen

Ausgelassen zu feiern bedeutet manchmal auch zu singen. Singen bedeutet eine erhöhte Spannung in den Stimmlippen. Oft schmettert man mit, obwohl man im Singen ungeübt ist. Singen Sie daher in einer Ihnen bequemen Lage, zwingen Sie sich nicht zu höchsten Tönen oder z.B. bei Karaoke oder einem Geburtstagsständchen zu tiefen Tönen, die Ihnen überhaupt nicht liegen.

Ein erster guter Schritt ist, sich gerade hinzusetzen (mit beiden Füßen auf den Boden) oder sich hinzustellen (mit lockeren Knien). So gelingt das Singen mit mehr Freude und Leichtigkeit.

Achtung: Wer stimmlich angeschlagen ist und das auch schon beim Sprechen merkt, sollte vorübergehend nicht singen, um den Zustand nicht zu verschlimmern.

Temperaturunterschiede

Klimatisierte Räume und Fahrzeuge in Hitzeperioden, Geheizte Räume und Minusgrade in der dunklen Jahreszeit – diese extremen Temperaturunterschiede belasten nicht nur die Schleimhäute, sondern auch die Muskulatur im Hals. In der Regel führen diese Konstellationen zu einer belegten Stimme, mit der es schwerer ist zu kommunizieren.

Entlasten Sie Ihre Stimme: Trinken Sie an heißen Tagen keine eisgekühlten Getränke. Wenn Sie frieren, entspannen Sie Ihre Schultern und passen Ihre Kleidung entsprechen an. Wenn Sie bei Minusgeraden draußen sind, bedecken Sie auch die Nase mit einem Schal oder Tuch.

Ich freue mich, wenn ich Ihnen hiermit hilfreiche Impulse geben konnte und wünsche Ihnen ausgelassene und kommunikative Feste!

Geschmeidig kommunizieren mit Übersetzungs-Apps

Wenn zwei Menschen miteinander reden wollen, aber keine gemeinsame Sprache haben, sind Übersetzungs-Apps ein Segen, wie man auch in der Begleitung von Flüchtlingen merkt. Ob z.B. Google Translate, iTranslate voice , sayHi Translate oder Microsoft translator – jede App hat besondere Funktionen und erleichtert die Kommunikation erheblich – sie haben aber eindeutig ihre Tücken und Grenzen. Als Stimmtrainerin konzentriere ich mich dabei auf den Aspekt der verbalen Kommunikation.

 

Schriftlich oder mündlich

Bei einer Übersetzungs-App tippt oder spricht man den gewünschten Wortbeitrag ein. Das Programm bringt das Gesprochene in Schriftform und übersetzt in die gewünschte Sprache. Man kann den übersetzten Text lesen oder sich anhören.

Das Einsprechen hat den Vorteil, dass mein Gegenüber auch Tonfall, Mimik und Gestik mitbekommt. Allerdings sollte man die Transkription des eigenen Gesagten prüfen und ggf. korrigieren. Namen sind z.B. eine Hürde. Wenn man geübt ist im Umgang mit einer Übersetzungs-App, ist die Übersetzung per Sprachfunktion die schnellere und natürlichere.

Bewusste und klare Kommunikation

Erst denken, dann sprechen – dieser Grundsatz lässt sich 1:1 auf die Übersetzungs-Apps anwenden. Ein flüssig gesprochener Satz wird sinnvoller übersetzt. Einfache Sätze ergeben in der Übersetzung mehr Sinn als Bandwurmsätze. Die App erfasst nicht, wann ein Redebeitrag zu Ende ist, sie erfasst Sprechpausen und beendet dann den Satz. So werden inhaltliche Zusammenhänge auseinandergerissen.

Damit Ihr Gegenüber Inhalte besser einordnen kann, stellen Sie kleinere Aussagen voran, z.B. „Ich habe eine Frage.“ Oder „Es geht jetzt um den Sprachkurs.“ oder „Dieses Thema ist sehr wichtig.“ Tippen Sie Namen ein, wenn diese immer wieder falsch erfasst werden, z.B. „Frau XY ist die Schulleiterin der ABC-Schule.“

Das Reden in klaren, einfachen Sätzen bringt Inhalte auf den Punkt – es weicht allerdings vom natürlichen Sprachfluss ab. Mit ausdrucksstarkem Gesichtsausdruck oder begleitenden Gesten können Sie das ausgleichen. Stellen Sie klar, dass Sie Ihrem Gegenüber wertschätzend und auf Augenhöhe begegnen.

 

Reaktion der Zuhörenden

Sie sind sich sicher, alles klar und deutlich rübergebracht zu haben? Trotzdem kann es zu Missverständnissen kommen, denn Sie haben in Ihrer eigenen Sprache kommuniziert. Beobachten Sie die Mimik Ihrer Gesprächspartner*innen. Warten Sie ein kurzes Nicken ab oder fragen nach, was diese verstanden haben. Bitten Sie, den Inhalt des Gespräches kurz zusammenzufassen. Wenn die Frage „Hast du alles verstanden?“ mit Ja beantwortet wird, haben Sie noch keine Gewissheit, ob das auch wirklich der Fall ist.

Ermuntern Sie Ihre Mitmenschen dazu, Fragen zu stellen oder nachzufragen. Machen Sie deutlich, dass keine Frage zu dumm oder zu peinlich ist.

 

Zeit und Übung

Planen Sie Zeit für Gespräche mit Übersetzungs-Apps ein. Besprechen Sie zunächst die dringenden Themen. Das Programm zu bedienen, z.B. von einer Sprache zur anderen zu wechseln, braucht Zeit und Aufmerksamkeit. Wenn Sie technische Fehler machen, kommen oft lustige Dinge heraus – darüber zu lachen tut allen Beteiligten gut.

Machen Sie eine Pause, wenn Sie merken, dass die Fehler zunehmen. Nicht alles muss verbalisiert und kommentiert werden – halten Sie auch gemeinsame längere Gesprächspausen aus.

Es wird im Laufe der Zeit immer leichter und selbstverständlicher, die App zu bedienen – vertrauen Sie dem Übungsfaktor.

 

Grenzen

Ich staune über die technischen Möglichkeiten einer Übersetzungs-App – so hätte ich nie gedacht, dass ich einmal Nachrichten in kyrillischer Schrift verfassen könnte. Aber natürlich haben diese Programme (und ihre Nutzer) ihre Grenzen.

Damit Sie sich im Gespräch möglichst lange und gut konzentrieren können, sorgen Sie so gut wie möglich für wenig Ablenkung und Ruhe.

Witze und Randbemerkungen scheitern am zeitlichen Versatz und laufen ins Leere. Anhand von Körpersprache und Kontext lässt sich vieles erschließen, auch Situationskomik ist meistens nonverbal.

Sobald der Akku Ihres Smartphones leer ist, hört die verbale Kommunikation auf. Sorgen Sie mehr denn je für ausreichende Stromversorgung, eine Powerbank gehört ins Handgepäck.

Wenn Sie z.B. beim Ausfüllen eines Formulars bei einem Detail nicht weiterkommen, machen Sie deutlich, wenn dieses Thema nebensächlich ist. „Das ist nicht wichtig, wir klären das später.“

Wenn Sie Gespräche mit Dritten führen, können Sie nicht erwarten, dass diese selbstverständlich mit einer Übersetzungs-App umgehen können. Am einfachsten ist es, wenn Sie die Moderation übernehmen.

Komplexe Themen und wichtige Entscheidungen und Termine sollten unbedingt mit einem Übersetzer besprochen werden.

Wie hört sich meine Stimme an?

Sie kennen das Phänomen: Sie hören sich eine von Ihnen aufgenommene Sprachnachricht noch einmal an und sind irritiert: SO soll meine Stimme klingen? Sie hört sich komplett anders an, als Sie es vermuten und gewohnt sind. Liegt es an der Technik? Das kann nicht sein, denn andere Menschen klingen vertraut und völlig normal.

Der erste Schritt zu einer Veränderung

In Einzeltrainings oder Workshops gebe ich oft zu Anfang eine Rückmeldung zu den individuellen Stimmen: Was sind Stärken der Stimmen, an welchen Stellen sehe ich Handlungsbedarf? Dieses fachliche und wertschätzende Feedback wird oft als hilfreich und wegweisend aufgenommen. Die wenigsten haben ein eigenes klares Bild von ihrer Stimme. Auf Aufnahmen unterscheidet sich der Klang zu sehr von dem Klang, den man beim eigenen Sprechen wahrnimmt.

Übung zur Selbsteinschätzung der Stimme

Nehmen Sie sich jetzt 5 Minuten Zeit, um sich mit Ihrem tatsächlichen Stimmklang zu beschäftigen. Alles, was Sie dazu brauchen, ist Ihr Smartphone oder irgendeine andere Form von Aufnahmetechnik.

Beantworten Sie zunächst folgende Fragen:

Bekommen Sie von anderen Menschen Rückmeldung zu Ihrer Stimme oder zu Ihrem Sprechen?

Was denken Sie selbst über Ihre Stimme? Wie klingt sie? Was mögen Sie an ihr? Gibt es etwas, das Sie stört?

Machen Sie den Realitäts-Check.

Nehmen Sie Ihre Stimme auf. Sie können die Diktierfunktion Ihres Smartphones nutzen oder eine Sprachnachricht an sich selbst oder einen lieben Menschen schicken.

Sie können frei sprechen oder einen beliebigen Text lesen – nutzen Sie gerne den Beispieltext. Wenn Sie frei reden wollen, suchen Sie sich ein einfaches, neutrales Thema, erzählen Sie z.B. von Ihren Plänen für den morgigen Tag.

Beispieltext: Warum klinge ich auf Aufnahmen anders, als ich es von mir gewohnt bin?

Hallo, jetzt mache ich eine Übung aus dem Stimmzettel. Das ist ein Online-Newsletter von Stimme & Beruf. Zuerst soll ich überlegen, was ich an meiner Stimme mag. Wichtig ist auch, was mir nicht gefällt, bzw. was mich in beruflichen Zusammenhängen stört. Ich soll überlegen, was ich konkret ändern möchte.

Ich hoffe, das Abhören gleich wird nicht so schlimm – denn eigentlich mag ich meine Stimme auf Tonaufnahmen nicht gern hören.

Das geht übrigens den meisten Menschen so.

Das liegt daran, dass wir hauptsächlich über die Luftleitung hören – also das, was von außen über den Gehörgang zu unserem Hörorgan im Kopf gelangt. Nur unsere eigene Stimme hören wir zusätzlich über die Knochenleitung, die den Schall aus dem Körper an unser Hörorgan weiterleitet.

Weil auf Tonaufnahmen aber nur der Luftschall zu hören ist, klingt unsere Stimme für uns selbst ganz anders und ungewohnt. Für alle anderen klingt sie wie immer und völlig normal.

So klingt Ihre Stimme für Zuhörer.

Hören Sie sich jetzt die Aufnahme an. Wenn es Ihnen schwerfällt, stellen Sie sich vor, dass Sie einer fremden Person in einer Radiosendung lauschen. Achten Sie nur auf den Klang und weniger auf den Inhalt.

  1. Was beobachte ich an der Sprechtechnik?
  • Wie ist meine Aussprache?
  • Wie schnell rede ich?
  • Wie klingt meine Stimme? Vielleicht haben Sie direkt ein Bild im Kopf – das trifft sehr wahrscheinlich den Kern.
  • Wann und wie atme ich beim Sprechen? Wie setze ich Pausen?
  • Betone ich sinngemäß und ansprechend?

2.  Was gefällt mir an meiner Stimme?

3. Wie wirkt meine Stimme wahrscheinlich auf Zuhörende?

Zu einer authentischen und ausdrucksstarken Stimme gelangen

Oft verändern wir unsere Sprechweise, damit sich unsere Stimme besser anhört. Nicht alles davon hat eine positive Außenwirkung. Wenn Sie z.B. versuchen, tiefer zu sprechen, kann das für Zuhörer undeutlicher klingen.

Wollen Sie, dass Ihre Stimme authentisch und ausdrucksstark klingt? Wenn Sie sich gerne mit meiner Unterstützung auf den Weg machen möchten, melden Sie sich gerne bei mir. Wir können in einem Telefonat klären, welche Möglichkeiten der Veränderung es gibt.

Wie wirken sich Gefühle auf die Stimme aus?

Stimmungen und Stimme sind eng miteinander verknüpft. Wenn ich meine aktuelle Gefühlslage ausdrücke, setze ich durch meine innere Einstellung wie von selbst Gestik, Mimik und Betonung richtig ein. Auch der Spannungsgrad der Stimme, Lautstärke und Aussprache wirken ausdrucksstark und unterstreichen meine Argumente.
Die unterschiedlichen Emotionen haben verschiedene Einflüsse auf die Stimme und das Sprechen.

Wut treibt die Stimme zu Höchstleistungen an.

„Mir platzt gleich der Kragen!“ oder „Ich krieg` so einen Hals!“ Diese Redewendungen zeigen, dass unterdrückte Wut im Hals stecken bleibt. Die Stimme wird gequetscht, gepresst oder geknarrt und klingt dementsprechend. Brüllen schadet der Stimme. Sie merken es am Kratzen oder an den Schmerzen im Hals.
Wissenschaftler der TU Berlin fanden heraus, dass ärgerliche Personen besonders deutlich reden. Sie betonen viele Silben.
Wenn Sie im Alltag mit richtiger Stimmtechnik laut und bestimmt sprechen, sind Ihre Aussagen beeindruckend und Sie wirken stark. Wenn Sie manchmal lauter sprechen, hält das Ihre Stimme flexibel. Sie lernen, Ihr stimmliches Potenzial besser einzuschätzen und trauen sich z.B. lautes Rufen eher zu.

Müdigkeit macht unsere Stimme dünn.

Wenn wir müde sind, fehlt es dem Körper an Spannkraft. Wir atmen oberflächlich. Unsere Mimik ist ausdruckslos. Das alles führt dazu, dass unsere Stimme sich nicht entfalten kann. Ein müder und kranker Mensch spricht leise. Seine Stimme klingt monoton, kraftlos und klangarm.

Traurigkeit sorgt für einen Kloß im Hals.

Wenn wir traurig sind, schaltet unser Gehirn auf Sparflamme. Um genügend Energie zu bekommen, stellt sich die Glottis weit, d.h. die beiden Stimmlippen stehen weit auseinander, damit wir genug Luft bekommen. Wollen wir dann jedoch sprechen oder schlucken, kommt es zu einem Kloß im Hals. Dieser ist Zeichen unserer Muskelverkrampfung, denn zum Schlucken oder Sprechen müssten sich die Stimmlippen berühren.
Auch die Aussprache ist betroffen: Traurigkeit bewirkt Verschleifungen und Auslassungen ganzer Silben.

Stress trocknet den Mund aus.

In stressigen Situationen möchte uns das Stammhirn möglichst viel Muskelkraft zur Verfügung stellen. Diese brauchten wir in den Anfängen unserer Menschheitsgeschichte zur Flucht oder zum Angriff. Alle nicht lebensnotwendigen Körperfunktionen werden heruntergefahren – also auch die Bereitschaft zur Nahrungsaufnahme und damit die Speichelproduktion.

Freude regt die Stimme an.

Beim Lachen wackelt das Zwerchfell, daher kommt die Redewendung „sich den Bauch halten vor Lachen“. Der Atmungsapparat, die Basis einer gesunden Stimme, wird durch häufiges Lachen leistungsfähiger.
Insgesamt 20 Muskeln im Gesicht werden beim Lachen bewegt. Eine geübte Mund- und Gesichtsmuskulatur verbessert die Aussprache. Eine ausdrucksstarke Mimik unterstützt einen lebendigen, frischen Stimmklang.
Durch einen Herzschlag von 120 Schlägen pro Minute und die Ausschüttung von Glückshormonen reduziert sich Stress; Muskelspannungen werden abgebaut. Von dieser Lockerheit profitieren auch die Halsmuskeln.

Fazit: Gefühle und Sachlichkeit in der Stimme

Wenn wir unsere innere Haltung und unser Gefühl gegenüber unserem Gesprächspartner in der Stimme auszudrücken lernen, können wir Kommunikation empathischer und lösungsorientierter führen. Unser Gegenüber fühlt sich von uns abgeholt und menschlich gesehen.
In einigen Debatten und Diskussionen stören die eigenen Gefühle. Wem vor Wut oder Aufregung die Stimme zittert, verliert Überzeugungskraft. Viele Menschen halten sich aus Sorge um ein stimmliches Versagen aus Diskussionen heraus und verpassen es, einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Konflikts zu liefern.
Meiner Erfahrung nach helfen bestimmte Techniken, unsere Gefühlen gewinnbringend einzusetzen oder sie in den Hintergrund treten zu lassen.

Wie regeneriert sich meine Stimme nach Feiern?

Heiserkeit nach ausgelassenen Partys ist ganz normal. Für Menschen in Sprechberufen kommt es darauf an, ihre stimmliche Qualität dauerhaft zu erhalten.

Wenn Sie Kleinigkeiten auf dem Fest, unmittelbar nach der Feier und am nächsten Tag berücksichtigen, kann Ihre Stimme sich regenerieren und Ihnen beruflich und privat wieder voll zur Verfügung stehen.

Woher kommt die Heiserkeit nach Feiern?

Heiserkeit kommt durch eine Überbeanspruchung der Stimme: Anschreien gegen eine Geräuschkulisse, lautes Mitgrölen von Liedern, Sprechen, obwohl man schon sehr müde ist – bei alledem geht die Stimme über ihre Kräfte. Die Muskeln sind erschöpft und schließen beim Sprechen nicht mehr richtig. So entsteht der typisch heisere Klang.

Zudem stellen Alkohol- und Nikotinkonsum, trockene und verbrauchte Luft alles andere als den idealen Lebensraum für den Kehlkopf dar.

Wie kann ich mich auf einer Feier stimmgesünder verhalten?

Schon Kleinigkeiten entlasten die Stimme: Gehen Sie zum Unterhalten nach draußen oder in einen ruhigeren Nebenraum oder auf den Gang. Vermeiden Sie unbedingt Gespräche vor der Lautsprecherbox – auch wenn dort meistens Platz ist. Unterhalten Sie sich lieber zu zweit als in Gruppen, je näher Sie am Ohr des Gesprächspartners sind, umso weniger muss Ihre Stimme leisten.

Bei lauter Musik und Stimmengewirr verlieren wir die akustische Kontrolle über unsere Stimme. Probieren Sie aus zu sprechen, ohne sich selbst zu hören. Bitten Sie Ihren Gesprächspartner um Rückmeldung, wenn es für ihn zu leise ist.

Wenn Sie erkältet oder allergiegeplagt sind, singen Sie beim Tanzen weniger mit.

Trinken Sie immer mal Wasser zwischendurch. Reduzieren Sie bei belasteter Stimme oder bei wichtigen Terminen in den kommenden Tagen hochprozentige oder säurehaltige Getränke und Rotwein.

Was hilft vorm Schlafengehen?

Wenn Sie fettes Essen oder viel Alkohol genossen haben, nehmen Sie Natron vor dem Schlafengehen, um Ihren Säure-Haushalt positiv zu beeinflussen.

Wenn Sie mögen, können Sie kleine Stimmübungen machen oder den Hals ausstreichen, damit er entspannt in die Nachtruhe geht.

Wie verhalte ich mich am nächsten Tag?

Am nächsten Tag ist es absolut sinnvoll, sich an der frischen Luft zu bewegen und das Schlaf- und Flüssigkeitsdefizit auszugleichen. Es ist sehr hilfreich, Aufwärmübungen für die Stimme zu machen. Schweigen Sie nicht komplett: Diese vermeintliche Schonung lässt die Muskeln träge werden. Wenn Sie sprechen, tun Sie das ohne festen Druck und Kraftanstrengung. Die Stimme darf heiser klingen, versuchen Sie, den besten Klang zu erreichen, der gerade möglich ist. Manchmal fühlt man sich so verkatert, dass man unbewusst gequält und heiser spricht.

Weiterer Verlauf

Die Stimme sollte sich im Laufe eines Tages regenerieren. Wenn Sie zu den Menschen gehören, die regelmäßig feiern oder im Bereich Gastronomie oder Entertainment arbeiten, kann ich Sie nur ermutigen, achtsam mit Ihrer Stimme umzugehen. Bei einer Vielzahl meiner Stimmpatientinnen und Stimmpatienten begann die Krankengeschichte mit ständig heiserer Stimme am Wochenende. Beobachten Sie bei sich, ob Ihre Stimmqualität kontinuierlich über die Jahre abgenommen hat.

Fazit

Feste zu feiern und auch mal feste zu feiern gehört zum Leben dazu: Sie brauchen sich auch als Mensch mit Sprechberuf nicht asketisch zu verhalten. Ich hoffe, diese kleinen Tipps unterstützen Sie darin, mit gutem Gewissen Ihrer Stimme gegenüber ausgelassen feiern zu können.

 

Stimme & Bewertung – mehr als eine Frage des Geschmacks

Sie kennen das: Sie schalten den Fernseher ein. In einem Interview hören Sie jemanden sprechen. Obwohl das Thema eigentlich ganz interessant ist, haben Sie den Drang umzuschalten: Diese Stimme wollen Sie nicht länger als nötig ertragen: Wie kommt das?

Dazu drei Erklärungsansätze:

1. Erfahrungen mit ähnlich klingenden Sprechern

Wenn Sie z.B. eine Patentante hatten, die mit ähnlicher Sprachmelodie, Tonhöhe und Klangfülle gesprochen hat, die Sie immer verwöhnt hat und die Sie vergöttert haben, so wird Ihr Hörgedächtnis unbewusst bei gleichen Stimmen positive Emotionen hervorrufen – leider setzt dieser Mechanismus auch bei stimmlicher Ähnlichkeit mit der keifenden Vermieterin ein.

2. Individuelles Unbehagen in der Hörwahrnehmung

Gerade von Menschen mit sensiblen Ohren hört man Sätze wie „Schrei doch nicht so!“ oder „Bitte nicht in diesem Tonfall!“ Damit ist oft eine bestimmte Frequenz und Lautstärke gemeint, die das Ohr als Misston einordnet. Das Gehör möchte sich durch Weghören schützen.

3. Körperliches Übertragungsphänomen

Achten Sie einmal darauf, wie sich Ihr Hals anfühlt, wenn z.B. Joe Cocker singt. Meistens passt sich unsere Halsmuskulatur beim Zuhören dem Spannungszustand des Sängers oder des Sprechers an. Das kann schon mal ein Unwohlsein im Hals und somit zum Ablehnen einer Stimme führen.

Stimme und ihre Bewertung ist also viel mehr als nur eine Frage des Geschmacks.