Stimmungen und Stimme sind eng miteinander verknüpft. Wenn ich meine aktuelle Gefühlslage ausdrücke, setze ich durch meine innere Einstellung wie von selbst Gestik, Mimik und Betonung richtig ein. Auch der Spannungsgrad der Stimme, Lautstärke und Aussprache wirken ausdrucksstark und unterstreichen meine Argumente.
Die unterschiedlichen Emotionen haben verschiedene Einflüsse auf die Stimme und das Sprechen.
Wut treibt die Stimme zu Höchstleistungen an.
„Mir platzt gleich der Kragen!“ oder „Ich krieg` so einen Hals!“ Diese Redewendungen zeigen, dass unterdrückte Wut im Hals stecken bleibt. Die Stimme wird gequetscht, gepresst oder geknarrt und klingt dementsprechend. Brüllen schadet der Stimme. Sie merken es am Kratzen oder an den Schmerzen im Hals.
Wissenschaftler der TU Berlin fanden heraus, dass ärgerliche Personen besonders deutlich reden. Sie betonen viele Silben.
Wenn Sie im Alltag mit richtiger Stimmtechnik laut und bestimmt sprechen, sind Ihre Aussagen beeindruckend und Sie wirken stark. Wenn Sie manchmal lauter sprechen, hält das Ihre Stimme flexibel. Sie lernen, Ihr stimmliches Potenzial besser einzuschätzen und trauen sich z.B. lautes Rufen eher zu.
Müdigkeit macht unsere Stimme dünn.
Wenn wir müde sind, fehlt es dem Körper an Spannkraft. Wir atmen oberflächlich. Unsere Mimik ist ausdruckslos. Das alles führt dazu, dass unsere Stimme sich nicht entfalten kann. Ein müder und kranker Mensch spricht leise. Seine Stimme klingt monoton, kraftlos und klangarm.
Traurigkeit sorgt für einen Kloß im Hals.
Wenn wir traurig sind, schaltet unser Gehirn auf Sparflamme. Um genügend Energie zu bekommen, stellt sich die Glottis weit, d.h. die beiden Stimmlippen stehen weit auseinander, damit wir genug Luft bekommen. Wollen wir dann jedoch sprechen oder schlucken, kommt es zu einem Kloß im Hals. Dieser ist Zeichen unserer Muskelverkrampfung, denn zum Schlucken oder Sprechen müssten sich die Stimmlippen berühren.
Auch die Aussprache ist betroffen: Traurigkeit bewirkt Verschleifungen und Auslassungen ganzer Silben.
Stress trocknet den Mund aus.
In stressigen Situationen möchte uns das Stammhirn möglichst viel Muskelkraft zur Verfügung stellen. Diese brauchten wir in den Anfängen unserer Menschheitsgeschichte zur Flucht oder zum Angriff. Alle nicht lebensnotwendigen Körperfunktionen werden heruntergefahren – also auch die Bereitschaft zur Nahrungsaufnahme und damit die Speichelproduktion.
Freude regt die Stimme an.
Beim Lachen wackelt das Zwerchfell, daher kommt die Redewendung „sich den Bauch halten vor Lachen“. Der Atmungsapparat, die Basis einer gesunden Stimme, wird durch häufiges Lachen leistungsfähiger.
Insgesamt 20 Muskeln im Gesicht werden beim Lachen bewegt. Eine geübte Mund- und Gesichtsmuskulatur verbessert die Aussprache. Eine ausdrucksstarke Mimik unterstützt einen lebendigen, frischen Stimmklang.
Durch einen Herzschlag von 120 Schlägen pro Minute und die Ausschüttung von Glückshormonen reduziert sich Stress; Muskelspannungen werden abgebaut. Von dieser Lockerheit profitieren auch die Halsmuskeln.
Fazit: Gefühle und Sachlichkeit in der Stimme
Wenn wir unsere innere Haltung und unser Gefühl gegenüber unserem Gesprächspartner in der Stimme auszudrücken lernen, können wir Kommunikation empathischer und lösungsorientierter führen. Unser Gegenüber fühlt sich von uns abgeholt und menschlich gesehen.
In einigen Debatten und Diskussionen stören die eigenen Gefühle. Wem vor Wut oder Aufregung die Stimme zittert, verliert Überzeugungskraft. Viele Menschen halten sich aus Sorge um ein stimmliches Versagen aus Diskussionen heraus und verpassen es, einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Konflikts zu liefern.
Meiner Erfahrung nach helfen bestimmte Techniken, unsere Gefühlen gewinnbringend einzusetzen oder sie in den Hintergrund treten zu lassen.