Wenn zwei Menschen miteinander reden wollen, aber keine gemeinsame Sprache haben, sind Übersetzungs-Apps ein Segen, wie man auch in der Begleitung von Flüchtlingen merkt. Ob z.B. Google Translate, iTranslate voice , sayHi Translate oder Microsoft translator – jede App hat besondere Funktionen und erleichtert die Kommunikation erheblich – sie haben aber eindeutig ihre Tücken und Grenzen. Als Stimmtrainerin konzentriere ich mich dabei auf den Aspekt der verbalen Kommunikation.

 

Schriftlich oder mündlich

Bei einer Übersetzungs-App tippt oder spricht man den gewünschten Wortbeitrag ein. Das Programm bringt das Gesprochene in Schriftform und übersetzt in die gewünschte Sprache. Man kann den übersetzten Text lesen oder sich anhören.

Das Einsprechen hat den Vorteil, dass mein Gegenüber auch Tonfall, Mimik und Gestik mitbekommt. Allerdings sollte man die Transkription des eigenen Gesagten prüfen und ggf. korrigieren. Namen sind z.B. eine Hürde. Wenn man geübt ist im Umgang mit einer Übersetzungs-App, ist die Übersetzung per Sprachfunktion die schnellere und natürlichere.

Bewusste und klare Kommunikation

Erst denken, dann sprechen – dieser Grundsatz lässt sich 1:1 auf die Übersetzungs-Apps anwenden. Ein flüssig gesprochener Satz wird sinnvoller übersetzt. Einfache Sätze ergeben in der Übersetzung mehr Sinn als Bandwurmsätze. Die App erfasst nicht, wann ein Redebeitrag zu Ende ist, sie erfasst Sprechpausen und beendet dann den Satz. So werden inhaltliche Zusammenhänge auseinandergerissen.

Damit Ihr Gegenüber Inhalte besser einordnen kann, stellen Sie kleinere Aussagen voran, z.B. „Ich habe eine Frage.“ Oder „Es geht jetzt um den Sprachkurs.“ oder „Dieses Thema ist sehr wichtig.“ Tippen Sie Namen ein, wenn diese immer wieder falsch erfasst werden, z.B. „Frau XY ist die Schulleiterin der ABC-Schule.“

Das Reden in klaren, einfachen Sätzen bringt Inhalte auf den Punkt – es weicht allerdings vom natürlichen Sprachfluss ab. Mit ausdrucksstarkem Gesichtsausdruck oder begleitenden Gesten können Sie das ausgleichen. Stellen Sie klar, dass Sie Ihrem Gegenüber wertschätzend und auf Augenhöhe begegnen.

 

Reaktion der Zuhörenden

Sie sind sich sicher, alles klar und deutlich rübergebracht zu haben? Trotzdem kann es zu Missverständnissen kommen, denn Sie haben in Ihrer eigenen Sprache kommuniziert. Beobachten Sie die Mimik Ihrer Gesprächspartner*innen. Warten Sie ein kurzes Nicken ab oder fragen nach, was diese verstanden haben. Bitten Sie, den Inhalt des Gespräches kurz zusammenzufassen. Wenn die Frage „Hast du alles verstanden?“ mit Ja beantwortet wird, haben Sie noch keine Gewissheit, ob das auch wirklich der Fall ist.

Ermuntern Sie Ihre Mitmenschen dazu, Fragen zu stellen oder nachzufragen. Machen Sie deutlich, dass keine Frage zu dumm oder zu peinlich ist.

 

Zeit und Übung

Planen Sie Zeit für Gespräche mit Übersetzungs-Apps ein. Besprechen Sie zunächst die dringenden Themen. Das Programm zu bedienen, z.B. von einer Sprache zur anderen zu wechseln, braucht Zeit und Aufmerksamkeit. Wenn Sie technische Fehler machen, kommen oft lustige Dinge heraus – darüber zu lachen tut allen Beteiligten gut.

Machen Sie eine Pause, wenn Sie merken, dass die Fehler zunehmen. Nicht alles muss verbalisiert und kommentiert werden – halten Sie auch gemeinsame längere Gesprächspausen aus.

Es wird im Laufe der Zeit immer leichter und selbstverständlicher, die App zu bedienen – vertrauen Sie dem Übungsfaktor.

 

Grenzen

Ich staune über die technischen Möglichkeiten einer Übersetzungs-App – so hätte ich nie gedacht, dass ich einmal Nachrichten in kyrillischer Schrift verfassen könnte. Aber natürlich haben diese Programme (und ihre Nutzer) ihre Grenzen.

Damit Sie sich im Gespräch möglichst lange und gut konzentrieren können, sorgen Sie so gut wie möglich für wenig Ablenkung und Ruhe.

Witze und Randbemerkungen scheitern am zeitlichen Versatz und laufen ins Leere. Anhand von Körpersprache und Kontext lässt sich vieles erschließen, auch Situationskomik ist meistens nonverbal.

Sobald der Akku Ihres Smartphones leer ist, hört die verbale Kommunikation auf. Sorgen Sie mehr denn je für ausreichende Stromversorgung, eine Powerbank gehört ins Handgepäck.

Wenn Sie z.B. beim Ausfüllen eines Formulars bei einem Detail nicht weiterkommen, machen Sie deutlich, wenn dieses Thema nebensächlich ist. „Das ist nicht wichtig, wir klären das später.“

Wenn Sie Gespräche mit Dritten führen, können Sie nicht erwarten, dass diese selbstverständlich mit einer Übersetzungs-App umgehen können. Am einfachsten ist es, wenn Sie die Moderation übernehmen.

Komplexe Themen und wichtige Entscheidungen und Termine sollten unbedingt mit einem Übersetzer besprochen werden.