Atmen zu können, ist ein elementares Grundbedürfnis – und zwar das, auf das wir am kürzesten verzichten können. Wir können 30 Tage ohne feste Nahrung überleben, aber nur wenige Minuten ohne Sauerstoff. Das macht uns so sensibel, wenn es um das Thema „gut Luft bekommen“ geht. Viele Menschen haben einen inneren Widerstand und Unsicherheit beim Tragen des Mund- und Nasenschutzes.

Atmung (und Stimme) werden über das vegetative und über das somatische Nervensystem reguliert. Das somatische Nervensystem können wir willkürlich beeinflussen und bewusst gestalten. Das vegetative Nervensystem reagiert reflexartig und unbewusst, wir können versuchen, es indirekt zu beeinflussen. Für beide Systeme möchte ich Ihnen Anregung und Entlastung geben, denn das Tragen von Masken wird uns wahrscheinlich noch eine ganze Zeit begleiten.

Das können Sie aktiv tun – Zwei Impulse:

  1. Atemluft aus dem Mund ist feuchter als die aus der Nase. Wenn es Ihnen das Klima unter Ihrer Maske zu unangenehm, sprich zu feucht wird, dann achten Sie darauf, mehr durch die Nase zu atmen und evtl. Ihren Redeanteil zu reduzieren. Vielleicht können Sie es einrichten, für längere Gespräche an die frische Luft zu gehen.
  2. Atmung reagiert auf körperliche Anstrengung – die Atemfrequenz wird bei Anstrengung höher, das merkt man beispielsweise, wenn man statt der Rolltreppe oder des Fahrstuhls die Treppe läuft. Im Rückschluss kann das bedeuten, dass Sie den Grad Ihrer körperlichen Aktivität Ihrer ruhigen Atemfrequenz anpassen können – einfach gesagt: werden Sie langsamer. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Tätigkeiten. So wie eine Smartwatch Gradmesser für körperliche Fitness ist, kann das bequeme Atmen trotz Mundschutz ein Taktgeber für ein Leben in Achtsamkeit und Entschleunigung werden.

So beeinflussen Sie Ihre innere Haltung zum Mund-Nasenschutz:

Fördern Sie Ihre innere Einstellung, dass gutes Atmen mit Mundschutz möglich ist: Haben Sie schon einmal Urlaub im subtropischen Klima gemacht? Wenn nicht, dann erinnern Sie sich an feucht-schwüle Gewitterluft hier in Deutschland. Anfangs brauchen Körper und Atmung Zeit, um sich an die Luft, Luftfeuchtigkeit und an die Temperatur zu gewöhnen. Indem Sie sich wie die Einheimischen bzw. die Haustiere und Kleinstkinder verhalten – den Ball flach halten, Leben in Slow Motion lässt sich leichter mit Maske atmen. Auch im subtropischen Klima kann man gut leben und wird ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Beim Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes haben Sie nur lokal ein subtropisches Klima. Vielleicht fällt Ihnen Atmen leichter, wenn Sie sich den Satz denken „Mein Körper ist flexibel und kann sich an die veränderten klimatischen Bedingungen einstellen.“

Was kann ich tun, wenn ich auf der Arbeit über Stunden eine Maske tragen muss? Was ist bei Profi-Masken zu beachten?

Alle, die über Stunden Atemmasken tragen müssen oder Masken mit Filter und hoher Abdichtung des Mund-Nasenraums benutzen, atmen gegen einen Widerstand an. Das ist sehr anstrengend. Ggf. kann Sie dieses Ritual entlasten: Nach Feierabend im Wald spazieren gehen und ganz bewusst die gewohnte, gute, eher trockenere und kühlere Luft einatmen. Das kann Ausgleich für vieles sein.

Erfahrungswerte aus der Praxis für die Praxis:

Es braucht ca. 3 – 5 Minuten, bis man den Mund-Nasenschutz nicht mehr vollständig als Fremdkörper wahrnimmt. Tipp: Die Atemmaske schon vor der Arbeit oder vor dem Gespräch aufsetzen und ein wenig Zeit fürs Gewöhnen einplanen.

Lassen Sie die Maske auf – auch wenn Sie z.B. beim Einkaufen in verschiedene Geschäfte gehen – ansonsten müssen Sie sich immer wieder neu akklimatisieren. Nach zwei Stunden Mundschutz machen Sie 5 Minuten Pause davon. Öffnen Sie ein Fenster und atmen ganz bewusst.

Der Stoff der Maske wird beim Einatmen eingesaugt, die Einatmung dauert länger. Somit wird auch Sprechen langsamer. So wie wir zurzeit bei instabilen Internetverbindungen auf das eingehende Signal warten, können wir uns auch auf das leicht verzögerte Sprachsignal unseres Gesprächspartners einstellen.

Wenn Sie unter starken Nacken – und Schulterverspannungen leiden, wählen Sie Masken, die man am Hinterkopf zusammenbindet oder Masken, die lange Gummischlaufen zum Ziehen über den Hinterkopf haben. Die Mundschutze, die stramm an den Ohren ziehen, können für zusätzliche Verspannung sorgen.