Seit dem 25.01.2021 gilt in Deutschland in Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr die Pflicht, medizinische Masken zu tragen. Von zahlreichen Kunden und Kundinnen habe ich die Rückmeldung erhalten, dass das Sprechen mit Masken anstrengend ist und zu Heiserkeit oder einem unangenehmen Gefühl im Hals führt. In diesem Artikel möchte ich daher aufzeigen, was Unterschiede beim Sprechen mit FFP2 –Maske oder mit der sogenannten blauen OP-Maske sind und einige Praxistipps geben.

Aus meiner Sicht als Stimmtrainerin sind vier Faktoren für das Sprechen mit Maske wichtig:

  • die Dämpfung der Stimme und die damit einhergehende schlechtere Verständlichkeit
  • die Auswirkungen der Maske auf das Atmen beim Sprechen
  • das Klima (sprich Feuchtigkeit und Temperatur), das unterhalb der Maske entsteht
  • die Möglichkeit und die Nebeneffekte von deutlicher Aussprache

Innerer Widerstand und körperliche Verspannung beim Tragen einer Maske

Entscheidend für die Hörbarkeit der Stimme ist nicht allein die Lautstärke, sondern auch die Deutlichkeit und die Resonanz, mit der ich spreche. Die Resonanz ist stark von meiner körperlichen Lockerheit und der inneren Einstellung abhängig. Ich empfehle allen Sprechberuflern, die Maske tragen müssen, die Maske nicht als Barriere zu sehen. Sie kann ein Ansporn sein, das eigene Sprechen optimal anzupassen. Außerdem sollte man darauf achten, ob der Nackenbereich entspannt bleibt, wenn man Maske trägt. Eine schlecht sitzende Maske kann zu Anspannung führen, was sich wiederum auf die Stimmgebung negativ auswirkt.

  • Praxistipp: Achten Sie auf einen guten und bequemen Sitz der Masken.

Bessere Verständlichkeit durch deutliche Aussprache

Wenn ich besser verstanden werden will, muss ich weniger die Lautstärke erhöhen, sondern vielmehr deutlicher sprechen als wenn ich keine Maske trage. Die Deutlichkeit meines Sprechens hängt besonders von den Lippenbewegungen und der Kieferöffnung ab. Bei der FFP2 Maske habe ich Platz zum deutlichen Artikulieren. Bei der OP- Maske berühren meine Lippen bei deutlicher Aussprache – je nach Anatomie – das Maskenmaterial. Das führt zu einer schnelleren Durchfeuchtung und kann sich unangenehm anfühlen.

  • Praxistipp: Artikulieren Sie deutlicher als ohne Maske, bleiben Sie dabei locker.

Gedämpfter Klang durch die Maske

Dämpfung: Wenn unsere Stimme gedämpft klingt, versuchen wir automatisch lauter zu werden, ggf. durch kräftigeres, druckvolles Sprechen. Das kann zu Anstrengung führen. Bei der blauen OP-Maske bleibt die Stimme nahezu identisch, bei der FFP2 -Maske klingt die Stimme durch den Nasenbügel nasaler und wegen des Materials leicht gedämpft. Allerdings hält die FFP2 – Maske durch ihren Aufbau einen Raum vor dem Mund frei.

  • Praxistipp: Sehen Sie die Maske nicht als Hindernis, sondern vielmehr als notwendiges Hilfsmittel, wie etwa eine Brille.

Sprechatmung während des Maske-Tragens

Der Raum vor dem Mund bei einer FFP2-Maske ist entscheidend für das Verhalten der Maske beim forcierten Einatmen beim Sprechen. Dabei zieht sich die FFP2-Maske an der vorderen Naht zusammen. Beim einreißendem Einatmen kommt das Material bis an den Mund heran. Bei der OP-Maske saugt sich beim starken Einatmen die Maske fast bis in den Mund hinein. Die Sauerstoffzufuhr ist bei der OP-Maske höher als bei einer gut abschließenden FFP2- Maske.

  • Praxistipp: Atmen Sie beim Sprechen regelmäßig, dafür flacher ein, etwa am Ende jedes Haupt- oder Nebensatzes. Atmen Sie ansonsten durch die Nase, damit die Luft unter der Maske nicht zu feucht wird.

Klima unter dem Mund-Nasen-Schutz

Das Abschließen der Maske beeinflusst sowohl Temperatur als auch Feuchtigkeit im Mund- und Rachenraum. Das Mikroklima in Mund und Hals wird beim Tragen einer FFP2-Maske warm bis heiß. Schleimhäute werden durch den geringen Luftaustausch feucht, was ungewohnt, aber letztlich angenehm für die Schleimhäute ist. Bei OP-Masken trocknen Mund und Hals eher aus.

 

  • Praxistipp: Nehmen Sie z.B. in der Mittagspause oder am Feierabend Auszeit-Pausen von der Maske und atmen bei einem Spaziergang oder auf dem Balkon ganz bewusst.